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Warum immer gleich eine Messfeier?

So ähnlich wurde ich gefragt, als die Bestimmungen zu den Schutzmaßnahmen veröffentlicht wurden, die bei der Wiedereröffnung der Kirchen zur Gottesdienstfeier einzuhalten sind.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man sehr streng darauf achtet, möglichst alle Ansteckungsgefahren beim Besuch der Kirche auszuschließen. Wer übernimmt die Verantwortung für unsere Toten? – so habe ich die letzte Zeit öfters gefragt, um bewusst zu machen, dass wir keinen Impfstoff und kein Medikament in der Hand haben, den Corona-Virus „kaltzustellen!“

Insofern möchte ich alle Leute, die zur Gruppe der Höchstgefährdeten gehören, bitten, zum eigenen Schutz zuhause zu bleiben, v. a. dann, wenn in der Kirche eh nur ein Wortgottesdienst stattfinden kann, den man genauso gut vor dem Fernseher oder PC zuhause verfolgen und mitfeiern kann. Ich weiß, Sie sind die Generation, für die zählt: ein Sonntag ohne Gottesdienst ist kein Sonntag! Aufgrund Ihrer Gefährdung sind Sie aber immer noch von der Pflicht des Gottesdienstbesuchs an den Sonn- und Feiertagen befreit.

Doch nun zu unserer Frage: Warum immer eine hl. Messe.

Die Eucharistie wurde durch Jesus in der Abendmahlsfeier gestiftet.

Wir lesen beim Evangelisten Lukas in 22,13 ff.: „Als die Stunde gekommen war, begab er (Jesus) sich mit den Aposteln zu Tisch. Und er sagte zu ihnen: Ich habe mich sehr danach gesehnt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen. Denn ich sage euch: Ich werde es nicht mehr essen, bis das Mahl seine Erfüllung findet im Reich Gottes.“ Jesus feiert „das Fest der Juden“ mit seinen Jüngern. Es ist gleichsam die Inszenierung der Fluchtnacht aus der Sklaverei: alle, die das Pascha feiern, werden mit hineingenommen in die Befreiung. Wesentlicher Punkt dieser Befreiung ist das Bundeszeichen, die Bestreichung der Türpfosten der Juden mit dem Blut des Lammes zum Lebensschutz ihrer Söhne; so wurden sie vom Würge-Engel verschont.

Jesus feiert mit seinen Aposteln unmittelbar vor seinem Tod solch ein Mahl und deutet dabei die beiden alltäglichen Grundnahrungsmittel des Menschen – Brot als unsere Lebensgrundlage und den Wein als Zeichen unserer Freude – als Zeichen seiner Hingabe:

Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Sooft wir also uns seinen Leib reichen lassen – zum Gedächtnis -, werden wir in das Geschehen mithineingenommen, das Jesus im Abendmahlssaal andeutet: Er gibt in seinem Leib sein Leben. Nach seiner Auferstehung wird klar, welch ein Leben uns Jesus da in seinem Leib, im Symbol des Brotes gibt: sein Auferstehungsleben.

Genau diese Gedanken unterstreicht er nochmals in der Neudeutung des Segenskelches beim letzten Abendmahl:

„Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“ Jesus gibt also sein eigenes Blut und damit sein Leben und tritt so an die Stelle des einjährigen männlichen Lammes; er stiftet den Neuen Bund in seinem Blut, indem er sein makelloses Leben seinem Vater dahingibt, um uns so für immer mit Gott zu versöhnen.

Wer also in der Eucharistie sein Gedächtnis begeht, wird hineingenommen in dieses sein Erlösungswerk für alle seine Schwestern und Brüder. In der Kommunion werden wir ganz eins mit ihm, dem Auferstandenen, der sich für uns hingibt – im doppelten Sinn des Wortes!

Kein Wunder, dass diese Sichtweise des Abendmahls – gestiftet am Gründonnerstag durch Jesus – sich tief ins

Gedächtnis der Christen eingeprägt hat. Schon die Apostelgeschichte beschreibt den Alltag des Gemeindelebens im        2. Kapitel so: 42 Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den

Gebeten.“ Das Brechen des Brotes gab dem Tag, an dem sie es vollzogen, den Namen: Herrentag. Paulus spricht vom

Herrenmahl, als er die Missstände in Korinth in seinem 1. Brief an sie anspricht.

Der Katechismus der Katholischen Kirche spricht von der Eucharistiefeier als Quelle und dem Höhepunkt christlichen Lebens. Wenn wir also die heilige Messe feiern, sind wir auf das Engste mit Jesus, dem Auferstandenen in zweifacher Weise verbunden, in seinem Geist, der sich in seiner Botschaft äußert, die uns zu Herzen geht, und in den Gaben von Brot und Wein – von diesem Geist verwandelt in seinen Auferstehungsleib. Deshalb ist auch für unsere Erstkommunionkinder der Empfang der ersten heiligen Kommunion so ein herausragendes Fest, weil sie zum ersten Mal auch in den Zeichen der Selbsthingabe Jesu einen Anteil erhalten am ewigen Leben in der Herrlichkeit Gottes – und dies ist schließlich das Ziel unseres Leben