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Gedanken zum Pfingsfest     

Pfingsten gilt als die Geburtsstunde der Kirche. Der Konzilstheologe Henri de Lubac SJ (1896 – 1991) führt sie auf ihren Ursprung zurück, wenn er schreibt:

„Wenn nicht Jesus Christus ihren Reichtum bildet, dann ist die Kirche erbärmlich. Und sie ist steril, wenn der Geist Jesu Christi nicht in ihr blüht. Ihr Gemäuer zerbröckelt, wenn Christus nicht mehr ihr Bauherr ist, und wenn der Geist nicht den Mörtel bildet für die ‚lebendigen Steine‘, aus denen sie sich auferbaut“. Sie bleibt ohne Schönheit, wenn sie nicht die einzige Schönheit des Antlitzes Jesu Christi widerspiegelt ...

All ihre Unterweisung ist Lüge, wenn sie nicht die Wahrheit, die Jesus Christus ist, verkündet. All ihre Herrlichkeit ist eitel, wenn sie sie nicht in die Demut Jesu Christi verlegt. Ihr Name selbst bleibt uns fremd, wenn er nicht unmittelbar in uns den einzigen Namen weckt, in dem Menschen ihr Heil finden können. Sie gilt uns für nichts, wenn sie nicht das Sakrament, das wirksame Zeichen Jesu Christi für uns ist.“

 

Eine Hinführung zum Pfingst-Montag

„Gott ruft sein Volk zusammen!“ – das klingt zunächst einmal nicht sehr pfingstlich. Sie werden meiner Auswahl aber zustimmen, wenn sie die Lesung, Apg 10,34-35.42-48a, aufmerksam mitverfolgt haben: Da kommt ein ganz einfacher Fischer, von Jesus im Vorbeigehen mitten aus seiner Arbeit herausgerissen, denn er sollte Menschenfischer werden. Und dazu reichte, dass er von dem erzählte, was er gesehen und gehört hat.

Doch darin lag die Crux mit dem Crux, genau darin hatte Petrus sein Kreuz mit dem Kreuz Christi. Wie soll man einen als den von Gott eingesetzten Richter der Lebenden und der Toten den Menschen „schmackhaft“ machen, den die eigene Religion als Gottverdammten, als von Gott mit dem Tod Bestraften abstempelt. Doch Petrus lässt sich nicht entmutigen, hatte doch Jesus mit ihm selbst eine Engelsgeduld, bis Petrus annehmen konnte, was das Leid zu verstellen schien.

So vertraute er auf seine schlichten Worte und stellte fest, dass sie Wirkung zeigten: viele wurden gläubig, aber nicht nur seine jüdischen Brüder im Herrn; „unglaublich“, so staunten sie, „dass auch auf die Heiden die Gabe des Heilen Geistes ausgegossen war …“. In seiner Reaktion zeigt nun der Menschenfischer vom Galiläischen Meer, dass er den Universal-Geist Jesu verinnerlicht hatte. „Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern, die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen haben?“ Verwurzelt in der Spiritualität seines jüdischen Glaubens, weiß Petrus, welch ein geistiges Erdbeben er mit dieser Entscheidung auslösen wird. Die, die sich ganz mit dem Gesetz des Moses verbunden wissen, werden immer wieder versuchen, auch die anderen auf es zu verpflichten.

Der Menschenfischer aus Galiläa aber entdeckt in der Geisterfüllung der Gläubig – gewordenen, dass sein erhöhter Herr und Meister schon den ersten Schritt der Entscheidung gemacht hatte. Und deshalb stellt er die rhetorische Frage: „Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern, die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen haben?“ Und nochmals zeigt Petrus seine geistige Größe, indem er befiehlt, sie – diese heidnischen Geist-Träger - im Namen Jesu Christi zu taufen.

Er nutzt nicht die Gunst der Stunde, sich in den Mittelpunkt zu stellen; nein: ganz bescheiden bestimmt er, dass jene, die sonst als die Ältesten die Geschicke der Glaubensgemeinschaft leiteten, auch jetzt aktiv werden sollen. Doch in seiner Grundeinstellung öffnet er dem Namen Jesu - und damit seiner Glaubensgemeinde – die Türen bis an die Grenzen der Erde.