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Der Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge lenkt heuer unseren Blick auf die jüdischen Soldaten, die in den deutschen Heeren im 1. Weltkrieg mitgekämpft haben.

Wer also eine deutsche Kriegsgräberstätte des Ersten Weltkrieges besucht und dabei Grabzeichen mit dem Davidstern und hebräischen Buchstaben sieht, wird daran erinnert, dass in diesem Krieg 100 000 Deutsche jüdischen Glaubens als Soldaten eingezogen wurden, von denen 12 000 gefallen sind.

Im Testament des am 19.9.1915 als Flieger abgestürzten Leutnants Josef Zürndorfer lesen wir: „Ich bin als Deutscher ins Feld gezogen, um mein bedrängtes Vaterland zu schützen. Aber auch als Jude, um die volle Gleichberechtigung meiner Glaubensbrüder zu erstreiten.“ Die ersehnte Gleichberechtigung bleibt aus. Jüdische Soldaten werden nach dem Krieg von Antisemiten, später von Nationalsozialisten als Drückeberger verleumdet.

Unter den 500 000 namentlich bekannten deutschen Gefallenen des Ersten Weltkrieges in Frankreich sind auch 3 000 Kriegstote jüdischen Glaubens. Gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden und der Rabbinerkonferenz in Deutschland beschließt der Vorstand des Volksbundes 1968, die Gräber dieser Toten mit Stelen zu kennzeichnen. Neben einer Gravur des Davidsterns und den persönlichen Daten des Gefallenen tragen die Stelen einen Spruch in hebräischer Sprache. Er lautet: „Möge seine Seele eingeflochten sein in den Kreis der Lebenden.“

Darum wollen wir jetzt für all jene beten, die auf den Schlachtfeldern, auf fremden Boden und in der Heimat ihr Leben lassen mussten:

Herr, flechte ihre Seelen ein in den Kreis der Lebenden.

Schenke ihnen Verzeihung ihrer Sünden und sei ihnen gnädig.

Lass uns sie – über die Last ihrer Kriegshandlungen hinaus –

als Personen und Persönlichkeiten erkennen,

die sich wie wir als Christen mühten,

Gott und die Nächsten zu lieben.

So bitten wir Dich, Herr,

vollende an Ihnen,

was ihnen zum Leben in Fülle noch fehlt

und schenke ihnen die ewige Freude in Deinem Reich.

Uns aber tröste mit dem Glauben an die Auferstehung und das Leben.

Du, Herr, bist die Quelle der Liebe.

So führe uns alle dereinst zusammen

in Deinem Reich der Liebe, der Güte und des Erbarmens

durch Christus, deinen Sohn und unseren Herrn. Amen.